Sein Leben im Johanniter Stift – Skizzen aus unserem Tagebuch

Sehr früh begann die Familie ein Tagebuch zu führen, um sich gegenseitig über den aktuellen Stand meines Bruders zu informieren. Unsere Eintragungen (etwas sortiert) vermitteln einen Eindruck von seinen unterschiedlichen Stimmungen, seinen Problemen und dem Auf und Ab seiner Befindlichkeiten …

Stimmungen und Sorgen

  • Das Thema der passenden Hosenträger nervt ihn total
  • Heute ein sehr grüblerischer Morgen, Durchhänger. Er braucht viel Nähe und genießt es, wenn die Familie bei ihm ist
  • Super Nachmittag! Stimmung gut, er ganz entspannt, schön gemeinsam Klavier gespielt
  • Überraschend total platt, kein Mut zu nix
  • Starke Zurückhaltung beim Ansprechen der Mitbewohner
  • Heute wieder fit. Hatte mit einer Betreuerin getanzt und Klavier gespielt
  • Nur Schweigen, deutliche Verschlechterung, nicht wirklich da
  • Im Bett lange zur Wand gekehrt, brabbelt vor sich hin
  • Heute wieder deutlich ausgeglichener und friedlicher
  • Totale Überraschung: er lag im Bett, sang ganz laut ein Lied und schlug den Rhythmus dazu. Habe gleich mitgesungen.
  • Großer Spaß!
  • Zufrieden

Demenz-Zeichen

  • Große Ängste, nicht rechtzeitig zum Essen zu kommen. Panik, das Frühstück und Mittagessen zu vergessen
  • Wann ist 18.00 Uhr? Wie finde ich zurück in mein Zimmer?
  • Über das Vergessen gesprochen. Statt Trübsinn wäre ein Stück Zuversicht so wichtig
  • Total durcheinander. Echtes Tief mit Desorientierung und Ängsten
  • Über sein Problem mit den Gedächtnislücken gesprochen. Sie werden immer größer
  • Die Störungen bei der Orientierung werden immer stärker. Er traut sich nichts mehr zu
  • Seine Vergesslichkeit macht ihn still
  • Er kann nicht mehr telefonieren
  • Er wird stiller und lebt in seiner Welt
  • Spricht kaum noch verständlich

Aktivitäten

  • Mandalas farbig anmalen ist seine Lieblingsbeschäftigung. Macht er ganz toll
  • Regelmäßiger Gang ins Café zum Kuchenessen
  • Spaziergänge zu Fuß / mit Rollator in den Garten und nach draußen
  • Im Andachtsraum gemeinsam Klavier spielen macht ihm viel Freude
  • Besuch unserer fröhlichen Familientage (später im Rollstuhl)
  • Traurig: Sein Interesse am Malen ist eingeschlafen
  • Klavierspielen kann er leider nicht mehr
  • Zum Familientag schafft er es nicht mehr. Ist ihm zu viel

Mobilität

  • Spaziergang zur Kirche (25 Minuten) bei schönem Sonnenschein
  • Langer Spaziergang bis zur Drogerie
  • Ab jetzt isst er oben auf seiner Etage. Dann muss er nicht mehr runter ins Café.
  • Er kann alleine aufstehen und den Rollator benutzen
  • Zum ersten Mal im Rollstuhl. Er war wackelig und durcheinander.
  • Liegt lange Zeit im Bett, teilweise teilnahmslos ohne Reaktion
  • Jetzt eigentlich nur noch im Rollstuhl